25.05.2015: Istanbul – Kirikoy
Montag, 25.5.: 55sm von Poyraz/Türkei nach Kirikoy/Türkei Schwarzes Meer
Bei ruhiger See fahren wir nun an der europäischen Schwarzmeerküste Richtung Bulgarien. Alle unsere Vorgänger fuhren immer die Etappe bis Igneada/Türkei kurz vor der Grenze zu Bulgarien, da dort laut Handbücher der einzige Hafen bis weit nach Bulgarien hinein ist. Hier soll es öfter zu Kontrollen durch die türkische Border-Police kommen, obwohl man nur in Istanbul ein- oder ausklarieren kann. Wir konnten eine solche Kontrolle aber auf keinen Fall riskieren: Jutta und ich hatten seit 5 Tagen den Ausreisestempel im Pass und waren somit seit 4 Tagen illegal in der Türkei. Katrin und Kai existierten überhaupt nicht auf unserer Crew-Liste. Deshalb beschlossen wir den einzigen, winzig kleinen Fischerhafen Kirikoy an der thrakischen Küste auszuprobieren. Den Ort hatten wir auf google-maps entdeckt und selbst in unserem Plotter gab es keine Infos zu diesem Hafen. Ganz vorsichtig tasteten wir uns bei geringer Wassertiefe vor. Dort winkte man uns freundlich an auf Päckchen liegende Fischkutter heran. So waren wir sicher, dass dort genug Wasser unterm Kiel für uns war. Die Dorfkinder kamen neugierig über die anderen Kutter bis zu unserem Boot. Als sie sich anschickten das Vordeck zu besetzten, ließ Katrin ein Donnerwetter los und unterstützt von einem Fischer verschwanden sie dann auch. Die Fischer fragten ob wir „soldiers with boat“ gesehen hätten. Guten Gewissens konnten wir sagen, dass uns kein einziges Schiff unterwegs begegnet sei. Daraufhin liefen tatsächlich einige kleinere Boote aus. Es war zu dieser Zeit nämlich Schonzeit für Fische und eigentlich Fischerei untersagt.
Ein besonders eifriger Helfer beim Anlegen bedeutete uns, dass er der Betreiber des nahe gelegenen Restaurants wäre. Dieses befand sich auf dem Deck eines an Land aufgepallten ehemaligen Kutters und sah aus, als ob es jeden Moment umkippen würde.
Todesmutig gingen wir dann doch zum Abendessen dorthin und wurden freudig per Handschlag (sogar die Damen) begrüßt. Die Fenster waren aus Plastikfolie und mitten im Raum stand ein historischer Kanonenofen wohl für kältere Tage. Kai und ich schreckten nicht davor zurück die als Spezialität angebotenen Krebse zu verzehren. Katrin verging dabei endgültig der Appetit.
Während des Essens kam ein älterer Herr herein und direkt an unseren Tisch um uns in recht gutem Deutsch zu begrüßen. Er war vor Jahren als Türkisch-Lehrer in Deutschland gewesen. Der Gastwirt hatte ihn extra wegen uns informiert, da er der einzige im Dorf ist, der Deutsch spricht.
Wie üblich wurden wir auch zu ihm nach Hause eingeladen. Dies mussten wir aber dankend ablehnen. Mit einer Runde Raki wurde die deutsch-türkische Freundschaft verfestigt und es war ein durchaus gelungener Abend, der uns in guter Erinnerung bleiben wird. Es war sicher viel interessanter als in Igneada, wo alle Zwischenstopp machen.