22.07.2015: Apatin
Mittwoch 22.7. und Donnerstag 23.7.: 79sm von Novi Sad nach Apatin / Serbien
Bei unserem anvisierten Ziel, ein Restaurant mit Anlegesteg, stellt sich der Steg als nicht mehr existent heraus. Da wir keine Alternative haben, starten wir im wahrsten Sinn durch: in Gleitfahrt schaffen wir die doppelte Etappe (79sm) und laufen um 18:10 Uhr in Apatin (Abtkirchen) ein. Es ist doch gut, wenn man in solchen Fällen 570 PS „unterm Hinter“ sprich an den Schrauben hat.
Wir werden auf Deutsch in einer fast richtigen Marina (die erste auf der Donau) begrüßt. Nach kurzer Freude kommt der Rückschlag: die fest eingeplante Tankstelle (durch die Gleitfahrt sind die Tanks recht leer) hat ihren Betrieb wegen Schlamperei (Schwimmkörper hatten sich aufgelöst) eingestellt.
Die Rettung kommt in Gestalt eines hier „gestrandeten“ Seglers namens Otto. Er hat wegen Grundberührung ein Leck in seinem selbst gebauten Katamaran und ist zwecks Reparatur schon seit Wochen in Apatin an Land. Er hat nicht nur große 30-Liter Kanister, sondern auch einen kleinen Karren und eine Schüttelpumpe zum Umfüllen des Diesels vom Kanister in unsere Tanks.
Am nächsten Tag ist es wieder brütend heiß, aber wir haben keine Wahl. Von der Straßentankstelle fährt uns die Hafenbüro-Sekretärin mit ihrem Auto die Kanister bis zum Steg. Hier lassen wir diese wegen des Niedrigwassers nach unten zum Steg rutschen. Dort fahren wir die restlichen 100m mit Ottos Wägelchen. So sind wir über Stunden beschäftigt und trinken gefühlt jeder 10 Liter Mineralwasser. Beim Arbeiten hatte Otto schon einige „Storys“ aus seinem bewegten Leben erzählt.
Nicht nur deshalb sondern hauptsächlich aus Dankbarkeit laden wir Otto zum Fischessen in ein vorzügliches Lokal ein. Es wird ein überaus unterhaltsamer Abend.
Nur kurz seine Lebensgeschichte:
er kommt in Kroatien, gar nicht weit von Apatin zur Welt. Daher kann er sich auch mit den Serben hervorragend verständigen. Die Familie wandert in den 50igern nach Deutschland aus. Seine erste berufliche Station ist die Schweiz, wo er eine Freundin hat. Von dort geht’s ohne Freundin über Schweden / Norwegen (schwedisch kann er auch) nach Kanada. Unter vielen Wirren hat er dort eine Firma und eine Frau mit 2 Kindern. Als er wegen Erbangelegenheiten nach Deutschland muss zerbricht seine kanadische Ehe und wie durch ein Wunder trifft er nach 40 Jahren seine Schweizer Freundin. Diese präsentiert ihm so nebenbei einen Sohn, von dem er bis dahin keine Ahnung hatte. Heute ist er mit dieser Frau wieder verheiratet und lebt im Schwarzwald.
Soweit die Kurzform von Ottos Geschichte.
Wie gesagt: kein langweiliger Abend und man könnte sicher ein Buch über Otto schreiben.
Da die Marina-Sekretärin seit 2 Monaten schon keinen Lohn mehr von der Stadt Apatin erhalten hatte, bedanken wir uns mit Süßigkeiten und Geld bei ihr.